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Seminar der Abteilung Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung

Deutschland den Deutschen?
Über die Schwierigkeiten, zwischen Ausländern und Deutschen zu unterscheiden

vom 18. bis 22. August 1997 in Bonn

Seminarleitung: Urmila Goel

Der Seminareinstieg erfolgte über eine Vorstellungsrunde, in der die verschiedenen Migrationswege der Teilnehmer beschrieben wurde. So wurde allen bewußt, welche Diversität an Lebenswegen in der Gruppe vorhanden war und wie wenige Teilnehmer überhaupt keine Migrationserfahrung vorweisen konnten.

Anschließend wurde zur allgemeinen Information ein kurzer Überblick über die momentane Situation von ausländischen Inländern in Deutschland gegeben. Ein besonderer Schwerpunkt hierbei bildete eine Diskussion der Lage am Arbeitsmarkt und dem gängigen Argument, daß „die Ausländer den Deutschen“ die Arbeit wegnehmen.

Das freiwillige Abendprogramm wurde dann von den Seminarteilnehmern selber gestaltet, in dem sie über ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten berichteten. Im Mittelpunkt stand eine Ausstellung von Kinderbüchern, die von der IAF (Verband für binationale Partnerschaften) konzipiert wurde.

Nach diesem Einstieg in das Thema war der erste Themenblock am Dienstag dem Aspekt „Was ist deutsch?“ gebildet. Die Teilnehmer wurden in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Dies erfolgte nicht zufällig, sondern so weit möglich abhängig von dem Bezug zu Deutschland. So gab es eine Gruppe mit den klassischen Deutschen (weiß mit Vorfahren überwiegend in Deutschland), zwei Gruppen mit ausländischen Studenten, die ausschließlich für Studienzwecke nach Deutschland gekommen waren, eine Gruppe mit Deutschen und Ausländern, die in binationalen Partnerschaften leben und schließlich eine Gruppe von Angehörigen der zweiten Generation von Migranten. Diese Aufteilung stieß auf einigen Widerstand, da die Teilnehmer sich kategorisiert fühlten und insbesondere die weißen Deutschen sich in die Enge gedrängt sahen. Die Präsentation aber zeigte die Sinnhaftigkeit des Experiments. Während die ersten drei Gruppen die „typischen“ Bilder von Deutschen hatten, brachen die letzten zwei diese und betonten, daß zum Beispiel auch Afro-Deutsche deutsch sein, auch wenn sie nicht weiß sind. Diese Seminarblock wurde dann abgerundet durch einen Vortrag zur rechtlichen Definition von Deutschen und einem Kurzvortrag und Videoausschnitt über Afro-Deutsche.

Für den Seminarblock „Der Ausländer!?“ gab dann die Historikerin Manuela Dörnenburg aus Berlin einen Überblick über die Migrationsgeschichte nach Deutschland und erläuterte auch die verschiedenen rechtlichen Kategorien unter die Ausländer in Deutschland fallen können. Am Abend stellte dann ein Teilnehmer das theoretische Konzept des Verfassungspatriotismus vor. Anschließend sahen sich die Teilnehmer einen Spiel- und einen Dokumentarfilm zum Thema an. Die Bereitschaft sich freiwillig so viel Programm zusätzlich zu unterziehen, zeugte von der hohen Motivation der Teilnehmer.

Der Seminarblock am Mittwochmorgen beschäftigte sich mit den Konzepten von Heimat und Fremde. Dies wurde zuerst in Arbeitsgruppen bearbeitet und anschließend hielt einer der Teilnehmer ein Referat über die Probleme, die aus dem Spannungsfeld zwischen Heimat und Fremde gerade für die zweite Generation in Deutschland entstehen. Auch im Seminarblock „Multikulturelles Zusammenleben“ gab es tatkräftigen Einsatz von Teilnehmern. Sie hielten Vorträge über die Lage in Australien, in der deutsch-polnischen Grenzregion und auf einer individuelleren Ebene in binationalen Partnerschaften. Am Abend ging die Gruppe dann geschlossen zu einer Ausstellung eines afrikanischen Künstlers.

Der Donnerstagmorgen stand unter dem Thema „Interessenvertreter der Migranten“. Zuerst referierte ein Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft für Ausländerbeiräte in Nordrhein-Westfalen und diskutierte mit den Teilnehmern. Anschließend wurde dieser Part von dem Ausländerbeauftragten der Stadt Mannheim Helmut Schmidt übernommen. Sowohl der Referent wie auch die Teilnehmer waren so engagiert dabei, daß nach dem Mittagessen noch eine extra Diskussion eingelegt wurde.

Im Seminarblock „Ausländerpolitik“ erarbeiteten die Teilnehmer sich am Nachmittag die Positionen der Bundestagsfraktionen zum Thema und stellten eine Podiumsdiskussion nach. Anschließend konnten sie dann mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Cornelie Sonntag-Wolgast über die Politik der SPD diskutieren. Das Seminar klang dann mit einem Grillabend am Donnerstag und einer Abschlußdiskussion sowie Seminarbewertung am Freitag aus.

Während des Seminares hatten die Teilnehmer die Möglichkeit in mitgebrachten Materialien zu lesen und sich Dinge zu kopieren. Nach dem Seminar wurde ihnen die Ergebnisse der Arbeitsgruppenarbeit zu gesandt.

© Urmila Goel, urmila.de / Informationen / Teamen 2007